Nun darf ich euch glücklicherweise von einem in den letzten Jahren sehr seltenen Ereignis
berichten: Der Januar 2017 war viel zu kalt! Die Mitteltemperatur betrug -4,6 °C, was einem Temperaturdefizit von 3,4
°C entspricht. So viel zu kalt war seit fünf Jahren kein Monat mehr. Der Februar 2012 ist denn auch der einzige
Monat, der seit Messbeginn 2005 noch kälter war als der Januar 2017. Besonders krass ist der Kontrast zum letzten Jahr:
Weil der Januar 2016 2,8 °C zu warm war, war der diesjährige Januar rund 6 Grad kälter als der
letztjährige.
Während 13 Tagen herrschte Dauerfrost, an insgesamt 21 Tagen stieg die Temperatur nicht über 0 °C (bisheriger
Januarrekord: 19 Tage) und an 29 Tagen gab es Frost (gleich viele wie im Januar 2010). Sehr bemerkenswert sind hingegen die
10 Tage, an denen Minimaltemperaturen unter -10 °C registriert wurden. Solche Tage sind im Oberthal eine Seltenheit. Mit
ein Grund war, dass das Oberthal zeitweise perfekt zu liegen kam in Bezug auf die Inversionsuntergrenze, wo die
kältesten Temperaturen gemessen werden. Von rund 400 Meteocentrale Wetterstationen fehlten Oberthal an einem Tag nur ein
paar Zehntelsgrade, um auf die Hitliste der 20 kältesten Stationen zu kommen – vertreten sind dort bekannte
Kältelöcher wie La Brévine, Les Ponts-De-Martel, die Glattalp, aber auch Hochgebirgsstationen wie das
Jungfraujoch oder die Konkordiahütte. Das Monatsende verhinderte einen weiteren Rekord bezüglich der tiefsten
Maximaltemperatur: Dieser wird nach wie vor vom Januar 2010 mit 4,4 °C gehalten, währen dieses Jahr 5,2 °C
erreicht wurden. Schweizweit wurde der Januar als der kälteste seit 30 Jahren eingestuft. Grund für die Kälte
war zuerst eine Nordwestanströmung und in der Folge – unterstützt durch atypisch flächendeckende
Schneedecke in Nordosteuropa – lange vorherrschende Ostanströmung. Es war denn auch diese Schneedecke, die das
Hochdruckgebiet über Osteuropa auch im Februar ausgesprochen kräftig verharren liess, was in der Folge so manche
Störung weit nach Nordeuropa oder Nordafrika ausweichen liess und Mitteleuropa quasi von jeglichem „Wetter“
abschirmte.
Im Januar fielen immerhin 48 mm Niederschlag (60 % des Monatsolls), quasi immer als Schnee, womit doch eine stattliche Neuschneesumme von 72 cm zusammenkam. Nur an den ersten beiden Monatstagen lag keine Schneedecke – und dies nach dem extrem trockenen Dezember (trockenster seit Messbeginn MeteoSchweiz vor 150 Jahren) an Sonnenhängen bis 3000 m hinauf.
Zudem war der Januar rund 30 % zu sonnig.
Temperaturmässig der völlige Kontrast zum Januar: Nach dem rekordkalten Januar wurde der Februar der zweitwärmste seit Messbeginn! Der Februar war mit einem Temperaturüberschuss von 2,5 °C beinahe so viel zu warm, wie der Januar zu kalt war. Der Februar war gut 7 °C wärmer als der Januar, in einem normalen Jahr wären es 1,7 °C. Nach den 21 Eistagen im Januar gab es im Februar nur einen einzigen Eistag. Betrug die absolute Maximaltemperatur im Januar 2017 5,2 °C, wurde im Februar eine durchschnittliche Maximaltemperatur von 6 °C bei einem absoluten Maximum von 15,3 °C gemessen.
Immerhin fiel im Februar 90 % des Niederschlagssolls, öfters allerdings in flüssiger Form teils bis 2000 m hinauf. So betrug die Neuschneesumme nur 31 cm, dennoch lag an 24 Tagen eine geschlossene Schneedecke.
Deutlich überdurchschnittlich war die Sonnenscheindauer mit 114 Stunden. Diesen Winter hatten wir generell kaum lange anhaltende Hochnebellagen – ganz im Gegensatz zum Winter 2015/2016.
Bemerkenswert ist die heftige Böe von 90 km/h am 28. Februar. Diese wurde bei einem Schauer relativ lokal aus höheren Luftschichten heruntergemischt. Die Nachbarstation in Oberhünigen hat rund 15 km/h tiefere Werte gemessen.
Der extrem warme März vermochte die Winterhoffnungen nicht zu erfüllen: Anstatt der normalen 8 °C Maximaltemperatur in Bern hatten wir tagelang 15 bis 20 °C. Entsprechend geht der März 3 °C zu warm in die Annalen ein. Im Oberthal war einzig der März 2012 noch wenige Zehntelsgrade wärmer.
Ein neuer Rekord wurde durch die bescheidene Zahl von 6 Frosttagen verzeichnet, Eistag gab es keinen einzigen mehr. Die Tmax erreichte 17,5 °C, das Minimum -3,3 °C.
Klimatologie ist die Statistik des Wetters. Durch die interannuelle Variabilität muss man sich hüten, aus ein paar wenigen Jahren einen Schluss zu ziehen, da das dort auftretende Feature reiner stochastischer Zufall sein könnte. Dennoch mache ich dies nun mit der 13-jährigen Messreihe der Minimaltemperaturen im März: Der Fokus soll auf der grünen Linie, der durchschnittlichen Minimaltemperatur eines jeden Märzes, liegen. Würde eine lineare Regression darauf gelegt, betrüge die Steigung +2,2 °C pro Dekade. Vergegenwärtigt man sich, dass 2 °C globale Klimaerwärmung (verglichen zur präindustriellen Temperatur) längerfristig alle Gletscher und 85 % des Grönlandeises abschmelzen lassen (Meeresspiegelanstieg = 6 m, Details siehe cryosphere.htm), sei die Interpretation jedem selbst überlassen.
Die Trockenheit setzte sich nach einem nassen ersten Märzdrittel weiter fort: Es wurden nur 85 % des Monatssolls erreicht. Dafür leistete die Sonne mit 157 Stunden gut 30 Überstunden.
„Der April macht was er will“.
Dieses Sprichwort traf heuer in besonderem Masse zu. Nur – und das machte der Vegetation zu schaffen – setzten die Launen erst in der zweiten Monatshälfte ein, derweil der Februar 2 und der März extreme 3 °C zu warm waren. Doch nun der Reihe nach: Insgesamt war der April nur 0,7 °C zu kalt (vgl. Grafik unten). Doch wie bereits im Vorjahr fiel das letzte Aprildrittel am kältesten aus. Dabei war es mit 5,1 °C ungefähr gleich kalt wie im letzten Februardrittel. Die Trockenheit, verbunden mit der weit fortgeschrittenen Vegetation, wurden letzterer zum Verhängnis: Durch fehlende Wärmefreisetzung beim Gefrieren von Wasser konnte es in der Nacht auf 20. April auf -4,8 °C auskühlen. Dazu kam eine die Auskühlung weiter verstärkende leichte Bise. 5 cm über Boden wurden gar -10,3 °C registriert. Hier schreibe ich absichtlich nicht tiefwinterliche, denn sobald einige Zentimeter Schnee liegen, sinkt die Bodenoberflächentemperatur nur wenig unter 0 °C. Entsprechend grosse Schäden führte dieser späte und sehr intensive Frost in Abwesenheit von Niederschlag mit sich: Es wird mit 60 % Verlust bei der Aprikosen- und Zwetschgenernte sowie bis zu 80 % Verlust bei der Kirschernte gerechnet. Insgesamt gab es 10 Kalte Tage (Tmax <10 °C) (im April wurden auch schon deren 16 verzeichnet) und 7 Frosttage. Diese fanden allesamt in der zweiten Monatshälfte statt und halten neu zusammen mit dem April 2015 den Rekord. Bemerkenswert sind die 5 Tage mit Tmax <5 °C, besonders die Maxima von nur gerade 0,8 °C am 19. April und 2 °C am 27. April.
Endlich wurde die Trockenheit beendet! Jedoch erst nach dem ersten Kälteeinbruch. Insgesamt fielen beinahe 150 mm Niederschlag, verteilt auf 8 statt üblich 13 Niederschlagstage. Die grössten Niederschläge fielen am 25. und 26. April (mit Schnee in Zürich und Basel, während es in den Alpen wie z.B. in Adelboden bis 1500 m hinauf regnete) sowie verbreitet in fester Form am 28. April (St. Gallen 25 cm, neuer Rekord so spät im Jahr). Im Oberthal fielen immerhin 18 cm Schnee. So viel Schnee lag so spät im Jahr auch noch nie (siehe untenstehende Langzeitgrafik, die auch die sehr unterdurchschnittliche Schneebedeckung zu grossen Teilen des Winters zeigt). Der späteste Schnee fiel jedoch mit 5 cm am 31. Mai 2006.
Erstaunen mag, dass die Sonne ganze 50 Überstunden geleistet hat.
Derweil ich das schreibe, ist es draussen bis zur Wetterstation Oberthal wiederum leicht angezuckert – 5 cm Schnee auf der Blasen.
Der Mai 2017 begann kalt mit Schneefall am 1. und Luftfrost am 2. Mai, wurde zur Monatshälfte mit bis zu 23 °C überdurchschnittlich warm und von einer Hitzewelle mit drei Tagen über 25 °C abgeschlossen. Statistisch betrachtet ist dies sehr aussergewöhnlich, gibt es doch in Bern unten normalerweise im Mai keinen einzigen Hitzetag und im Juni nur in allen fünf Jahren einen solchen! Obschon der letzte Bodenfrost erst am 20. Mai gemessen wurde, war der Mai insgesamt gegenüber dem Normwert von Bern 0,5 °C zu warm.
Nach einem nassen Monatsbeginn war es über weite Teile des Monats trocken, ehe gegen Monatsende erste lokal heftige Gewitter auftraten. Insgesamt war der Mai 19 mm zu trocken und 30 Stunden zu sonnig.
Der Juni 2017 steht im grossen Kontrast zum Juni 2016: Damals schien die Sonne 137 h, heuer mit 237 h ganze 100 Stunden mehr, obschon in beiden Jahren 30 Sonnentage zu verzeichnen waren.
Wurden letztes Jahr 11 Warme Tage (>= 20 °C) und 4 Sommertage registriert, waren es dieses Jahr 24 Warme Tage und 10 Sommertage. Dies entspricht jedoch deutlich mehr als dem Durchschnitt, wonach deren 5 Sommertage zu erwarten wären. Der Temperaturüberschuss ist enorm: Die Abweichung beträgt +2,4 °C gegenüber den Normwerten aus Bern. Grund für diesen Temperaturüberschuss war eine stabile Wetterlage, bei der Mitteleuropa lange Zeit auf der Trogvorderseite lag und damit sehr warme, südliche Luftmassen herangeführt wurden. Sehr bemerkenswert ist auch der 23. Juni: In der Nacht nach dem wärmsten Tag (29,1 °C) sank das Thermometer nie unter 20 °C! Weshalb trotzdem keine Tropennacht aufgeführt wird, liegt darin, dass die Abkühlung in der darauffolgenden Nacht deutlich stärker vonstattenging und bereits vor Mitternacht die 20 °C - Marke unterschritten wurde. Da kommt es auf die Definition der Minimumtemperatur an. Bei MeteoSchweiz entspricht die Minimumtemperatur dem Minimum zwischen 18 UTC am Abend des Vortages und 6 UTC am Morgen (= 20 Uhr und 8 Uhr bei Sommerzeit, 19 Uhr und 7 Uhr bei Winterzeit). Bei mir entspricht das Minimum seit je her der minimalen Temperatur innerhalb des Tages, also zwischen 0 und 24 Uhr. Diese Sommerfälle sind äusserst selten und im Winter erachte ich meine Methode als sinnvoller, weil die Minimaltemperatur meistens erst nach 7 Uhr gemessen wird. Wichtig ist für klimatologische Vergleiche auf jeden Fall, dass über alle Jahre stets dieselbe Methode angewandt wird.
Bzgl. des Niederschlages wurden trotz des willkommenen Regens zum Monatsende mit 112 mm nur 70 % des normalen Juniniederschlages gemessen. Auch interessant die Jahres-Schneehöhenbilanz: Seit letztem Sommer wurde eine Neuschneesumme von 161 cm registriert. Dies ist so wenig wie zuletzt im Winter 2007/2008. Besonders viel war es im Winter 2012/2013 mit 359 cm.
Der Juli war ein recht ausgeglichener Monat - bis auf das nasse letzte Monatsdrittel. Mit maximal 28,8 °C wurde kein Hitzetag mehr verzeichnet, dafür lag das Minimum mit 9,4 °C für Juli Verhältnisse ziemlich hoch (normalerweise ca. 7 °C). Insgesamt war er verglichen mit den Normwerten von Bern 0,2 °C zu kalt.
Über die ersten beiden Julidrittel setzte sich die Trockenheit fort. Nur dank dem nassen Monatsdrittel wurde das Monatssoll mit 139 mm gerade erreicht.
Etwas spärlich hingegen zeigte sich die Sonne: Statt 233 h war sie nur 196 h zu sehen.
Der August 2017 war sehr warm: 1 °C fehlte zum bisher wärmsten August, 4 °C zum bislang kältesten. Mit 17,5 °C war er 1,1 °C zu warm gegenüber der Norm von Bern, was höhendifferenzbereinigt eine Abweichung von rund 3,5 °C ergeben würde! Dies wiederspiegelt sich auch darin, dass im Oberthal seit Messbeginn 2006 noch in keinem einzigen August so viele Sommertage registriert wurden, wie in diesem August: Ganze 14 Stück! In Bern unten würden uns im August im Mittel lediglich deren 9 zustehen… Die einzige nennenswerte Kältephase brachte vom 10. bis 12. August Maximaltemperaturen unter 15 °C, am 12. August gerade mal 10,0 °C, womit der "Kalte Tag" um 0,1 °C verfehlt wurde. Allerdings wäre dies nicht Premiere gewesen: Am 9. August 2007 erreichte die Maximaltemperatur bescheidene 9,3 °C.
Was solch hohe Temperaturen bei entsprechend (un)günstiger Konstellation bewirken können, zeigt sich derzeit in der aktiven Hurrikanserie im Nordatlantik, deren Ausläufer später auch uns mit wahrscheinlich hoher Tiefdruckaktivität und interessanten Herbststürmen betreffen wird. Der Grund dafür ist sehr banal (--> Taupunktkurve): Steigt die Temperatur, kann die Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen, und zwar exponentiell mehr! Pro °C sind dies beachtliche 7 % mehr Feuchtigkeit. Ebenso steht mehr Energie zur Verdunstung bereit, die im Hurrikan bei der Kondensation in kurzer Zeit freigesetzt wird. Dies zeigt auch, weshalb das zweite Grad Erderwärmung massiv schlimmere Auswirkungen haben wird als das erste Grad. Die Folgen von mittlerweile ca. 0.8 °C Erwärmung bekommen wir nun langsam zu spüren, ganz abgesehen davon, dass bei mehr als 2 °C Erderwärmung der Meeresspiegel über mehrere 100 Jahre betrachtet mindestens 6 m ansteigen wird. Weitere Details dazu unter Wissen.
Doch zurück zum August:
Mit 152 mm Niederschlag war der August 2017 normal nass, jedoch auf weniger Regentage als üblich verteilt. Der Hauptteil des Niederschlages fiel vom 6. bis zum 12. August.
Ebenfalls normal waren die 200 Sonnenstunden.
Ein interessanter und zwischenzeitlich durchaus turbulenter Wettermonat! Am 1. und 2. Sep fiel bereits die Hälfte des Monatsniederschlags bei nur knapp über 10 °C. Am 5. Sep wurde mit 21,7 °C die Monatshöchsttemperatur registriert - zugleich ein Rekord: Noch in keinem September wurde nur 1 einziger Warmer Tag (Tmax >= 20 °C) gemessen. Danach wurde es auf die Monatsmitte richtig kühl bei wechselhaftem Wetter. Besonders interessant waren der 13. und 14. Sep: Nachdem in jener Woche bereits zweimal Schnee bis auf ca. 1800 m gefallen war, frischte am Do, 13. Sep nach der Warmfront der Wind massiv auf, jedoch hauptsächlich oberhalb von 1000 m. Nichtsdestotrotz reichte dies aus, um hinter der Stockhornkette massiven Föhn zu generieren, der die ganze Nacht bis Thun durchzugreifen vermochte. So gab es von 18Z bis 06Z nur eine einzige Messung unter 20 °C, nämlich 19,6 °C (siehe Grafik unten). Meine Nachfrage bei MeteoSchweiz, die nach einer morgendlichen Erwähnung meinerseits im CH Sturmforum Abends dazu einen halben Tagesrückblick schrieb, ergab tatsächlich, dass dies in Thun die allerwärmste Nacht des ganzen Jahres 2017 war! Gleichzeitig wurden in Interlaken, wo sich der übliche Kaltluftsee dank windgeschützter Lage ungehindert ausbreiten konnte, lediglich 9 °C gemessen.
Details im Tagesblog der MeteoSchweiz.
Selbentags fiel die Temperatur derart, dass bis auf 1500 m Schnee fiel, tags darauf wurde gar verbreitet Bodenfrost gemessen. Auch im Oberthal handelte es sich um eine bemerkenswert warme Nacht mit 14 bis 18 °C. Um 10 Uhr traf dann die Kaltfront ein mit einem Temperatursturz von über 10 °C binnen eineinhalb Stunden:
Das letzte Monatsdrittel wurde wesentlich ruhiger, es war das wärmste des ganzen Septembers.
Insgesamt war der September mit einer Mitteltemperatur von 10,9 °C 2,5 °C zu kalt. Es war der kälteste September seit Messbeginn im Oberthal.
Der Niederschlag lag mit 97 mm im Normbereich, die Sonnenscheindauer mit 149 h rund 22 h darunter.
Grund für die kalte Septembermitte war wiederholte Austrogung von Tiefdruckgebieten nach Mitteleuropa, wobei sich zur Monatsmitte eine Nordanströmung einstellte.
Der mit Abstand zweitsonnigste Oktober geht in die Annalen ein! Mit 154 h war er gar sonniger als der September.
Deutlich fiel ebenfalls der Temperaturüberschuss aus: +1,1 °C gegenüber dem Normwert in Bern. Erst am 31. Oktober wurde mit -1,2 °C der erste Luftfrost (=Hüttenfrost) registriert. Vom 9. bis zum 22. Oktober herrschte ausgesprochen stabiles und sehr warmes Herbstwetter mit einer Nullgradgrenze von teilweise 4000 m.ü.M.
Mit 50 mm fielen nur 2/3 der üblichen Niederschlagsmenge.
Um zumindest ein einziges interessantes Detail am Oktober 2017 zu finden (so windschwach waren zuletzt nur die Dezember 2016 und 2015), musste ich bis zum 5. Oktober zurückgehen: Da sticht der Luftfeuchtigkeitsverlauf (violett) ins Auge: Am Nachmittag fand ein rasanter Abfall auf 25 % statt. Offenbar lagen wir an der Untergrenze einer extrem trockenen (jedoch nicht allzu hochreichenden) Luftschicht, wobei der einsetzende Wind die Trockenheit hinunterzumischen vermochte. 25 % entspricht im Oberthal dem extremsten Oktober-Luftfeuchtigkeitswert und zugleich dem bisherigen Jahrestiefstwert.
Auf diesen Sonntag scheint nun definitiv eine Umstellung stattzufinden. Am Montag werden erstmals deutlich unter 1000 m einige Schneeflocken fallen und gegen Ender der Woche könnte erneut eine ordentliche Schneeportion dazukommen. Allerdings ist der Grat schmal - kann sich das Azorenhoch wieder bis Mitteleuropa ausdehnen, versumpfen wir in der gehabten tagelangen Hochdruckflaute, mit der Ausnahme, dass nun im November konstanter Hochnebel dazukommen würde…
Nach dem sehr warmen Oktober stellte der leicht zu kalte November einen frappanten Temperaturwechsel dar: Lag die Höchsttemperatur im Oktober im Schnitt bei 14 °C, waren es im November gerade noch 4,9 °C. Dazu gab es 16 Frosttage (normal in Bern: 13, Rekord im Oberthal: 17) und 3 Eistage (normal in Bern: 1,6, Rekord im Oberthal: 6) und an 16 Tagen lag eine geschlossene Schneedecke (neuer Rekord!, ebenso die Neuschneesumme von 42 cm). Ohne den massiven Warmlufteinbruch vom 21. bis 25. November mit einer Nullgradgrenze über 3000 m, gefolgt von in den westlichen Landesteilen warmem Südwestregen bis 1500 m wäre der November 2017 zweifelsohne deutlich der neue kälteste November geworden. Nun blieb ihm nur Rang 3.
Mit 106 mm zählt der November zu den wenigen Monaten des Jahres 2017, die zu nass ausgefallen sind.
Bemerkenswert ist die Sonnenarmut: Obschon kaum Hochnebel vorherrschte, war die Sonne nur an 21 von 30 Tagen zu sehen und schien vom 5. bis und mit 12. November keine 45 min. Mit 53 h resultierte schlussendlich ein Defizit von 12 h.
Sehr interessant ist die aktuelle Wetterlage: Obschon sich in der Arktis keine schöne Kaltluftfläche ausbilden kann, herrscht bei uns auch kommende Woche überdurchschnittlich kühles Wetter vor. Grund dafür ist das Azorenhoch, das für einmal seinem Namen gerecht wird und sich nicht nach Mitteleuropa hinüberzwängt. Damit wird die Bahn frei für aus Norden anströmende und in den Mittelmeerraum abtropfende Tiefdruckgebiete. Weil diese so nahe bei uns zu liegen kommen, ergeben sich sonderbare Zugbahnen der Schauerzellen mit ein wenig Schnee bist in tiefste Lagen aus SW oder wie aktuell (Abend des 1.12.) Schneefall im Tessin aus südlicher Anströmung. Obschon es die nächsten Tage wechselhaft weiter geht, ist zumindest bis am Freitag kein nennenswerter Schneezuwachs zu erwarten.
Einen ersten Eindruck vom Dezember 2017 vermittelt der Luftdruckverlauf: Von 982 bis 1039 hPa war alles dabei (vergleich: Das Minimum der letzten beiden, ausgesprochen warmen und extrem trockenen Dezember lag bei jeweils rund 1020 hPa).
Besonders spannend gestaltete sich das mittlere Monatsdrittel: Nach dem kältesten Tag und den tiefsten Minimaltemperaturen vom Dezember von -8,6 sowie -8,2 °C begann es am 10. Dezember um 9 Uhr zu regnen. Dies bei nach wie vor -7 °C! Grund dafür war ein Warmlufteinbruch oberhalb von rund 1200 m, welcher den bodennahen Kaltluftsee noch nicht auszuräumen vermochte. Die Folge davon war grossflächig vereisender Regen. Wolkentröpfchen können beim Fehlen von Kondensationskeimen bis -40 °C flüssig sein. Wie Wolkentröpfchen beim Auftreffen auf exponierte Masten oder Bäume sofort gefrieren (was die Raureifbildung erst ermöglicht), so gefrieren auch unterkühlte Regentropfen beim Auftreffen auf kalte Oberflächen sofort, mit entsprechend gravierenden Konsequenzen.
Vier Tage später kamen wir in einer Südwestströmung gerade noch auf der kalten Seite zu liegen, damit oberhalb von 800 m selbst die Hauptniederschläge der Warmfront in Schneeform fielen. Der Okklusionspunkt (der Punkt, an dem die Kaltfront die vorausgehende Warmfront bereits eingeholt hat) schien gleich eingangs Emmental durchzuziehen. Somit regnete es in der Nacht auf den 15. Dezember im Oberthal nur rund 30 min, ehe der Regen wieder in Schnee überging und die Temperatur deutlich sank (Adelboden bspw. hatte den ganzen Abend 3-4 °C plus, das Simmental gar 7 °C, während im Oberthal konstant 0 °C gemessen wurden). Der Schnee an der Wetterstation Oberthal war ausserordentlich schwer: 12 cm Schnee enthielten 40 mm Wasseräquivalent (normalerweise wären es lediglich 10 mm). 200 hm höher, wo mit der Warmfront weniger nasser Schnee fiel, kamen satte 50-70 cm Neuschnee binnen 24 h zusammen. Doch auch dort fiel kurzfristig Regen. In Höhenlagen zwischen 900 und 1000 m wurde die Schneelast so gross, dass im Schnitt alle 100 m ein Baum entwurzelt oder geknickt wurde. Am darauffolgenden Mittag war mit aufkommendem Sonnenschein auch der Eisschlag von der nahen Hochspannungsleitung bemerkenswert und gefährlich (vgl. Bilder 15.12.). Die grossen Schneemengen wurden durch die eher konservativen gemessenen 45 mm Niederschlag in 24 h gestützt. Besonders betroffen waren das Emmental und das Appenzellerland. In Höhen von 800 bis 1800 m waren daraufhin entsprechend viele Gleitschneerisse und -lawinen zu beobachten. Besonders betroffen
Danach beruhigte sich das Dezemberwetter weitgehend, ehe zum Monatsende mit maximal 8,7 °C die beiden wärmsten Tage registriert wurden und die Schneefallgrenze im Westen auf 2300 m anstieg.
Insgesamt war der Dezember 1,2 °C zu kalt, mit 118 mm 50 % zu nass und mit 41 Sonnenstunden 20 % zu wenig sonnig.
Überblick: Das Jahr 2017 war 0,1 °C zu warm. Der kalte Januar wurde gefolgt von frühlingshaften Februar, März und erster Aprilhälfte sowie dem strengen Bodenfrost am 21. April. 36 Eistage entsprechen 48 % über der Norm, während die warmen Monate Juni und August zu überdurchschnittlich vielen Sommertagen führten. In der ersten Jahreshälfte waren alle Monate zu sonnig und die meisten zu trocken. Bis zum Jahresende lagen jedoch sowohl der Niederschlag von 1233 mm (98 %) als auch die Sonnenscheindauer von 1785 h (109 %) im Bereich der Norm.
Jahresverlauf: Endlich richtig Winteremäss MeteoSchweiz der kälteste seit 30 Jahren. Im Oberthal herrschte während 13 Tagen Dauerfrost, insgesamt waren 21 Eistage und 29 Frosttage zu verzeichnen. Bemerkenswert sind 10 Sehr Kalte Tage mit Minimaltemperaturen <= -10 °C. Obschon der sonnige Januar deutlich zu trocken war, belief sich die Neuschneesumme auf 72 cm. Nach dem rekordkalten Januar wurde der Februar der zweitwärmste seit Messbeginn. Der Februar war im Mittel eindrückliche 7 °C wärmer als der Januar (in einem normalen Jahr wären es lediglich 1,7 °C) und bescherte uns nur einen einzigen Eistag. Bei häufigen Schneefallgrenzen um 2000 m fielen bescheidene 31 cm Neuschnee. Die Wärme setzte sich unbekümmert in den März hinein fort. Selbst im sehr warmen März 2012 wurden mehr als die 6 Frosttage vom März 2017 registriert. Entsprechend früh kam die Vegetation in Fahrt und konnte bereits prächtig spriessen, ehe die Temperaturen im letzten Aprildrittel auf das Niveau von Ende Februar absackten und 7 Frosttage verursachten. Besonders prekär waren die Nächte auf den 20. und 21. April: Nachdem im ganzen März die Minimaltemperatur milde -3,3 °C betrug, wurden am 20. April -4,8 °C gemessen - als Lufttemperatur, gemessen 2 m über Grund! 5 cm über Boden waren selbst in Hanglage knackige -10,0 °C zu messen. Dies wurde erst durch das unglückliche Zusammenspiel verschiedener Faktoren ermöglicht: Die Nächte waren klar und ermöglichten intensive Ausstrahlung, die Trockenheit verhinderte die Wärmefreisetzung beim Gefrieren von Wasser, eine leichte Bise verstärkte die Auskühlung, isolierender Schnee war keiner vorhanden und, als Hauptursache, die grosse frühe Wärme, mit entsprechendem Einfluss auf die Vegetation. Besonders bei den Obstbäumen war der daraus resultierende Ernteausfall mit rund 50 % schweizweit enorm. Danach wurde die Trockenheit beendet und am 28. April lag 18 cm Schnee - so viel wie noch nie so spät im Jahr seit Messbeginn 2004. Mai bis August gestalteten sich deutlich zu warm, ansonsten jedoch sehr wuchsig mit regelmässigen Wechseln von trockenen Wochen und angenehmem Landregen. Für einmal kam das Oberthal ohne Hagel oder stürmischen Gewitterböen durch den Sommer, währenddem bereits am 31. Mai ein heftiges Hagelgewitter mit 3 cm Körner in Thun einige Schneepflüge aus der Winterruhe riss. Der September startete kalt mit mehrmaligen Schneefällen unter 2000 m und interessanten Details: Dank Föhn hinter der Stockhornkette wurde am 14. in Thun mit minimal 19,6 °C knapp keine Tropennacht, aber immerhin die wärmste Nacht des ganzen Jahres registriert, während selbentags Schnee bis 1500 m fiel und tags darauf verbreitet erster Bodenfrost gemessen wurde. Im Oberthal fiel die Temperatur von 18 °C um 8 Uhr morgens mit der Kaltfront binnen einer Stunde um satte 10 °C. Der Oktober war der zweitwärmste seit Messbeginn im Oberthal, gefolgt vom im Mittel (!) 9 °C kälteren und damit zweitkältesten November. Mit wiederholter Nordwestanströmung wurde der Winter 2 Monate früher als in den letzten beiden Jahren eingeläutet. Dank der kühlen und nassen Witterung belief sich die Neuschneesumme im November auf 42 und im Dezember auf 70 cm. Der Dezember wartete mit vielen Facetten auf: Am 10. Dezember setzte bei -7 °C unterkühlter Regen ein (Warmluftvorstoss oberhalb 1200 m), während am 14. und 15. Dezember 45 mm Niederschlag binnen 24 h fiel: Bei der Wetterstation fielen 12 cm nässester Schnee, auf der Blasen 40 cm während die Blasenflue unter 50-70 cm versank. Unzählige entwurzelte oder geknickte Bäume sowie Eisschlag von der Hochspannungsleitung waren die Folgen. Unsere Wegmeister haben einmal mehr grösste Arbeit geleistet, herzlichen Dank!