Der Januar zeigte sich in den ersten vier Tagen äusserst mild mit Höchstwerten von 10 bis 15 °C (neuer Januarrekord), ehe der restliche Teil des Monats durchwegs der Jahreszeit entsprechende Temperaturen aufwies. Entsprechend blieb der Schnee vom Monatsanfang über den ganzen Monat liegen. Insgesamt resultierte ein Temperaturüberschuss von 0,7 °C gegenüber dem Normwert 1991 - 2020 aus Langnau. Daneben war der Januar ziemlich trocken (25 mm) und mit 93 Sonnenstunden so sonnig wie noch kein Januar seit Messbeginn im Oberthal.
Im Februar suchte man den Winter vergebens, es gab keinen einzigen Eistag. Der Februar war insgesamt 2 °C zu warm, normal nass und normal sonnig.
So "langweilig" wettertechnisch der März 2022 verlief, umso spannender startete der April.
Doch auch der März wies ein paar interessante Details auf: Zu erwähnen ist insbesondere der Saharatag, an dem sich mittags der Himmel wie zur Morgendämmerung präsentierte und die Tagesmaximaltemperatur mit Bise ganze 8 °C unter der prognostizierten Temperatur verharrte. Ansonsten war der März geprägt von durchwegs sonnigem Wetter mit grossen Tagesgängen: Praktisch über den ganzen Monat wurde zumindest Bodenfrost verzeichnet, während die nachmittäglichen Temperaturen auf frühlingshafte Werte über 10 °C, in Tallagen im letzten Monatsdrittel teils bis 20 °C, anstiegen. Im März wurden nur 9 statt 17 Tage mit Luftfrost registriert. Eistag war kein einziger zu verzeichnen. Insgesamt war der März gegenüber der neuen Norm 1991 - 2020 aus Langnau 1,7 °C zu warm.
Der April startete richtig winterlich: Am 2. April waren 34 cm Neuschnee zu verzeichnen - so viel wie erst an einem einzigen Tag seit Messbeginn, selbst im Hochwinter fiel innert 24 h noch nie so viel Neuschnee! (Dies lässt sich auch relativ einfach erklären, da wärmere Luft exponentiell mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann: Pro Grad Celsius sind dies eindrückliche 7 %. Daher finden die grössten Neuschneefälle meist im Spätherbst oder im Frühling statt). Die Neuschneesumme betrug 45 cm, die maximale Schneehöhe 34 cm. Der April wurde damit - nach einem gänzlich schneefreien März - zum zweitwinterlichsten Monat dieses Winters. Trotz des kalten Monatsbeginns (vgl. Grafik unter "Juni") war der April nur rund ein halbes Grad zu kühl, leicht zu nass und leicht zu sonnig.
Der Mai war deutlich zu warm (ganze 5 Grad wärmer als der Mai 2021), nur halb so nass wie üblich und leicht zu sonnig. Im Mai wurde auch bereits die erste "Hitzewelle" verzeichnet - beeindruckend früh im Jahr (vgl. Grafik unter "Juni").
Der Juni war ebenfalls deutlich zu warm. 2,2 Grad betrug der Überschuss gegenüber der Norm. Damit war der Juni der wärmste seit Messbeginn im Oberthal. Dies begründete sich insbesondere in einer längere Hitzeperiode vom 11. bis 23. Juni (vgl. Grafik im Anhang). Niederschlag und Sonnenscheindauer beliefen sich auf die zu erwartenden Werte.
Wie ihr wohl vermutet, war auch der Juli deutlich zu warm. Rund 2 Grad betrug der Temperaturüberschuss gegenüber den neuen Normwerten 1991 - 2020 (zweitwärmster Juli seit Messbeginn im Oberthal). Dabei wurden im Oberthal 14 Sommertage und zwei Hitzetage registriert. Besonders im zweiten Monatsdrittel waren die Höchsttemperaturen wiederholt bemerkenswert hoch ohne eine nennenswerte Abkühlung. Die nächtliche Abkühlung wirkte in dieser Phase glücklicherweise verhältnismässig gut (was mitunter durch die trockenen Böden begünstigt worden sein dürfte, Stichwort fehlende Kondensationswärme). Dementsprechend war auch keine Tropennacht zu verzeichnen.
Akzentuiert hat sich im Juli die Trockenheit: So wurde auch im Kanton Bern flächendeckend vor grosser Waldbrandgefahr gewarnt. Letzte Woche war das Moos in den Wäldern um Konolfingen so trocken, dass es knirschte wie dürres Holz. Erst letzten Freitag wurde unsere Region durch eine schwache Kaltfront erstmals seit Anfang Juli ordentlich benetzt.
Im Juli fielen mit 49 mm (zweittrockenster Juli) lediglich 30 % des Monatsolls - in Anbetracht der durch das ausserordentlich sonnige und heisse Wetter gegenüber einem normalen Juli deutlich höheren Verdunstung ein Tropfen auf den heissen Stein.
Aussergewöhnlich war die Sonnenscheindauer: Beinahe 303 h war diese zu sehen und selbst der sonnenärmste Tag brachte noch 2 h Sonnenschein. Damit knackte der Juli 2022 den lange währenden Rekord vom Juli 2006 als bislang sonnigstem Monat.
Besonders speziell dieses Jahr ist, dass nicht nur der Juli deutlich zu warm war, sondern bereits die Monate Mai und Juni einen grossen Temperaturüberschuss aufwiesen. Eindrücklich zeigen sich diese lange anhaltenden Hitzeperioden im Gebirge: Gletscher schmelzen nicht mehr "nur" primär in ihrer Länge, sondern bereits auf Webcam-Bildvergleich von einigen Wochen lassen sich markante Dickenveränderungen feststellen. Zur Erinnerung: 2 m Dickenverlust an Eis (wie dies derzeit innert zweier Wochen beobachtet wird!) müsste theoretisch im Winter mit 18 m Schnee kompensiert werden - die sommerliche Schmelze noch nicht eingerechnet. Exemplarisch ein paar Bilder vom Nationalfeiertagswochenende vom Sustenhorn Ostgrat. Besonders eindrücklich war der Abstieg auf der Normalroute - ab Gipfel (=normalerweise Nährgebiet des Gletschers) auf blankem Eis (das hydrologische Jahr Endet im September, der Gletscher schmilzt bis dahin ungeschützt noch weiter…), oberflächlich Wasserabfluss übers Eis, Spaltenzonen, welche keinen Durchschlupf mehr aufwiesen und direkt überwunden werden mussten etc.
Hochwasser vom 4. Juli im Kemmeribodenbad: Dabei handelte es sich um ein lokales Hochwasser. In Anbetracht der Niederschlagsmengen (Stationsmessungen, aber auch Radarsummen) hätte wohl niemand solche Auswirkungen erwartet, zumal beim vergleichbaren Ereignis 2014 nach einem deutlich nasseren Vormonat rund 5 mal so viel Niederschlag über ein deutlich grösseres Einzugsgebiet gefallen war. Warum also diese enorme Wasserflut im Kemmeribodenbad (und an einem Gerinne am Brienzersee)? Meine Erklärung dazu ist dreischichtig: Es hat sich - kurzzeitig während max. 20 min - um wirklich ungewöhnlich starken Regen gehandelt (Sichtweite nur durch Regen ca. 200 m - hatte ich so noch nie erlebt!), dem Regen war trotz der Intensität von 200 mm/h kaum Hagel beigemischt (Hagel - so meine Hypothese - würde den Abfluss verzögern und die Hochwasserspitze dämpfen) und die trockenen Böden konnten kaum Wasser aufnehmen. Zudem sind unmittelbar vor dem Kemmeribodenbad, wie ich aus erster Hand erfahren habe, offenbar die Hochwasserspitzen zweier Flüsse ungefähr zeitgleich aufeinander getroffen. Unterhalb des Schangnaus war das Hochwasser immer noch bemerkenswert, führte aber meines Wissens zu keinen Schäden mehr. Hier jedoch eine kleine Bitte meinerseits: Bestimmt habt ihr Bilder/Videos von Brücken voller Schaulustiger gesehen. Bedenkt bitte, dass ich es aus meteorologischer Sicht für durchaus möglich halte, dass wir in den nächsten Jahrzehnten noch viel grössere Emmehochwasser erleben werden, die auch grössere Brücken mitreissen können und im Extremfall auf dem ganzen Talboden (Schachen) auf einer Breite von bis zu 1 km daherfliessen könnten.
Erst einmal freuen wir uns jedoch auf die kommenden Niederschläge - ab Mitte nächster Woche kündigt sich eine grundlegende Umstellung der eingeharzten Wetterlage hin zu einer Südwestströmung im Bereich der Luftmassengrenze ab. Grössere Niederschläge wären damit garantiert.
Der anhaltend heisse und trockene Sommer setzte sich im August fort, ehe im September ein abrupter Wechsel erfolgte. So war der August 1,6 °C zu warm gegenüber der neuen Norm 1991 - 2020.
Der August ging nur 0.2 °C vom bisher wärmsten August entfernt in die Annalen ein. Eindrücklich ist der konstante Verlauf der Minimaltemperatur: Noch nie seit Messbeginn lag die Augustminimaltemperatur bei über 9 °C - im August 2022 bei 11,8 °C. Zudem war der August der zweitsonnigste seit Messbeginn. Immerhin neigte sich die Trockenheit langsam zu Ende, wurde doch das Monatssoll mit 138 mm fast erreicht.
Im September setzte gleich zu Beginn die lange erhoffte Niederschlags-Aufholjagt ein. Bis zur Monatsmitte war das Monatssoll bereits übertroffen. Direkt nach der Monatsmitte sanken die Temperaturen für den Rest des Monats auf einen Schlag um nahezu 10 Grad, bis zum Monatsschluss wurden gar 3 Kalte Tage (Tmax unter 10 °C) registriert. Gegen Monatsende brachte eine Westlage viel Feuchtigkeit besonders zu den Berner Voralpen, wo verbreitet 70 mm binnen 24 h fielen. Ich war erneut erstaunt - wie bereits nach dem Gewitter vom August - dass ein Tagesniederschlag von über 60 mm (was im Oberthal bislang keine fünf Mal auftrat) ohne Überschwemmungen abgeführt werden konnte. Ich vermute, dass die Böden nach langer Trockenheit sehr viel mehr Wasser aufnehmen können - selbst wenn dieses gewittrig fällt - als wenn sie bereits vorgesättigt sind. Dass trockene Böden Wasser nicht auf nehmen könnten, erscheint mir je länger je mehr als Mythos. Insgesamt war der September 0,8 °C zu kalt, leicht zu sonnenarm und mit 264 mm ganze 108 mm nasser als der bisher nasseste September (vgl. Grafik). Ebenfalls eindrücklich ist, dass an ganzen 10 Tagen ein Tagesniederschlag >10 mm fiel - bisheriger Septemberrekord: 4 Tage.Nachfolgende Grafik zeigt den Jahresverlauf der Niederschlagssumme bis 30. September: Gut ersichtlich ist, wie durch den sehr trockenen Juli und die trockene erste Augusthälfte ein neuer Negativrekord erreicht wurde und wie der September nun bereits die Hälfte des Defizits aufholen konnte. Derzeit fehlen zum Mittel jedoch weiterhin rund 200 mm.
Die monatlichen Abweichungen dieses Jahres sprechen Bände: Januar 0,6 °C, Februar 2 °C, März 1,7 °C, April -0,6 °C, Mai 2,3 °C, Juni 2,2 °C, Juli 2,0 °C, August 1,6 °C, September -0,8 °C. Hierbei gilt es zu beachten, dass diese Abweichungen allesamt mit den neuen Normwerten 1991 - 2020 berechnet wurden. Mit den alten Normwerten wären die Abweichungen noch um ein ganzes Grad grösser!
Im September setzte gleich zu Beginn die lange erhoffte Niederschlags-Aufholjagt ein. Bis zur Monatsmitte war das Monatssoll bereits übertroffen. Direkt nach der Monatsmitte sanken die Temperaturen für den Rest des Monats auf einen Schlag um nahezu 10 Grad, bis zum Monatsschluss wurden gar 3 Kalte Tage (Tmax unter 10 °C) registriert. Gegen Monatsende brachte eine Westlage viel Feuchtigkeit besonders zu den Berner Voralpen, wo verbreitet 70 mm binnen 24 h fielen. Ich war erneut erstaunt - wie bereits nach dem Gewitter vom August - dass ein Tagesniederschlag von über 60 mm (was im Oberthal bislang keine fünf Mal auftrat) ohne Überschwemmungen abgeführt werden konnte. Ich vermute, dass die Böden nach langer Trockenheit sehr viel mehr Wasser aufnehmen können - selbst wenn dieses gewittrig fällt - als wenn sie bereits vorgesättigt sind. Dass trockene Böden Wasser nicht auf nehmen könnten, erscheint mir je länger je mehr als Mythos.
Insgesamt war der September 0,8 °C zu kalt, leicht zu sonnenarm und mit 264 mm ganze 108 mm nasser als der bisher nasseste September (vgl. Grafik). Ebenfalls eindrücklich ist, dass an ganzen 10 Tagen ein Tagesniederschlag >10 mm fiel - bisheriger Septemberrekord: 4 Tage.
Nachfolgende Grafik zeigt den Jahresverlauf der Niederschlagssumme bis 30. September: Gut ersichtlich ist, wie durch den sehr trockenen Juli und die trockene erste Augusthälfte ein neuer Negativrekord erreicht wurde und wie der September nun bereits die Hälfte des Defizits aufholen konnte. Derzeit fehlen zum Mittel jedoch weiterhin rund 200 mm.
Die monatlichen Abweichungen dieses Jahres sprechen Bände: Januar 0,6 °C, Februar 2 °C, März 1,7 °C, April -0,6 °C, Mai 2,3 °C, Juni 2,2 °C, Juli 2,0 °C, August 1,6 °C, September -0,8 °C. Hierbei gilt es zu beachten, dass diese Abweichungen allesamt mit den neuen Normwerten 1991 - 2020 berechnet wurden. Mit den alten Normwerten wären die Abweichungen noch um ein ganzes Grad grösser!
Der Oktober 2022 verblüfft! Gut veranschaulicht dies die folgende Grafik des Verlaufs der Minimaltemperatur. Eingetragen ist der Durchschnitt, das Maximum und das Minimum sowie der Verlauf in den Jahren 2021 und 2022. Dieses Jahr stiegen die Temperaturen nach einem abrupten Einbruch Mitte September fortlaufend an und erreichten ab Mitte Oktober an vielen Tagen neue Höchstwerte und gegen Monatsende gar ein Niveau, wie normalerweise im (!) Juli. Insgesamt erreichte der Oktober einen Temperaturüberschuss von eindrücklichen 3,9 °C gegenüber den neuen Normwerten aus Langnau, betreffend der Minimaltemperatur gar +4,8 °C. Damit war der Oktober 2022 ein ganzes Grad wärmer als der bisher wärmste Oktober und ein halbes Grad wärmer als der vorangehende September.
Abweichungen von über 3 °C sind als extrem zu klassifizieren. Vergleichbare Abweichungen wurden bislang erst im Juli 2006 mit +4,2 °C, im April 2007 mit +5,0 °C, im gänzlich schneefreien Dezember 2015 mit +4,8 °C und im Januar 2018 mit +3,8 °C registriert - damals jedoch im Vergleich zur alten Norm 1961 - 1990. Negativabweichungen von über 4 °C wurden noch nie verzeichnet, Rekordhalter ist der legendäre Februar 2012 mit -3,8 °C.
Die grosse Wärme hatte ihre Ursache in einer blockierten Wettersituation, welche über lange Zeit mittels der Süd- bis Südwestströmung warme Luft zum Alpenraum führte, derweil die Wetteraction weit im Norden über Skandinavien stattfand. Kam die Luftmassengrenze etwas näher an den Alpenraum, führte dies für diese Jahreszeit zu aussergewöhnlich kräftigen Gewittern mit über 10'000 Blitzen am Jurabogen. So wurde über Frankreich am 23. Oktober ein Tornado der Stufe F3 (Windböen bis 250 km/h) beobachtet, welcher mit einer Zugbahn von über 140 km als längster bekannter Tornado in die Geschichte Frankreichs einging und grosse Schäden verursachte: https://www.keraunos.org/actualites/fil-infos/2022/novembre/tornade-23-octobre-2022-bihucourt-conty-somme-nord-pas-de-calais
Ansonsten war der Oktober 2022 normal nass und etwas überdurchschnittlich sonnig.
Derweil es die derzeitige Abkühlung gerade auf der Jahreszeit entsprechende Temperatur brachte, sind für die kommenden Tage wieder Abweichungen von +5 °C und mehr zu erwarten. Der Herbst lässt also weiterhin auf sich warten.
Nach dem rekordwarmen Oktober mit Tageshöchstwerten von knapp 20 °C zum Monatsende sind die Temperaturen pünktlich auf den November deutlich gesunken: Im ersten Drittel betrugen die Höchstwerte noch 10 °C, im letzten Drittel 5 °C. Doch selbst diese "moderaten" Werte resultierten in einem Überschuss der Monatsmitteltemperatur von 1,7 °C. Die Tiefsttemperatur war mit -1,9 °C für November-Verhältnisse mild.
Mit 16 Niederschlagstagen war der November wiederholt nass, wennauch längere Niederschlagsphasen ausblieben. Gerade in den letzten Tagen stellte sich seit geraumer Zeit, um nicht zu sagen seit bald zwei Jahren, wieder einmal eine Südstaulage ein. Somit fallen derzeit am südlichen Alpenhauptkamm ergiebige Schneemengen. Dies ist erwähnenswert, da dort im letzten Winter selbst auf 2500 m Höhe verbreitet keine nennenswerte Schneedecke zustande kam, gefolgt von einem trockenen Sommer.
Aus dem Klimabulletin Sommer 2022 der MeteoSchweiz habe ich nachfolgend den Verlauf der Sommer (Jun, Jul, Aug)-Mitteltemperaturen kopiert. Dieser zeigt die Sommertemperaturen der ganzen Schweiz als Abweichung der weltmeteorologischen Normperiode. In der Regel waren Jahresabweichungen von +/- 2 °C als extrem zu bezeichnen. Der vergangene Sommer war ganze 4 °C zu warm und erreichte nahezu den Wert des "Jahrtausendsommers 2003". Diese extreme Wärme ist nicht ganz unverantwortlich für den warmen Herbst: So war das Mittelmeer grossflächig 4 °C wärmer als im Mittel. Meerwasser weist eine grosse Wärmekapazität auf und reagiert deshalb träge, braucht also Monate zur Abkühlung. In der Arktis dauert es entsprechend viel länger, bis sich eine Eisdecke bildet. Der Aufbau des grossen arktischen Kältereservoirs bedingt jedoch eine Eisbedeckung - daher weiss man oft gar nicht mehr, woher die Kälte für einen grösseren Kälteeinbruch kommen könnte, da sie oftmals nur noch "kleinflächiger" (kontinental) vorhanden ist und sich erst deutlich später ausbildet als früher. Möglich sind solche Kälteeinbrüche weiterhin, bedingen jedoch eine entsprechende stabile Wetterlage mit geringer Zirkulation auf der Nordhalbkugel und einem blockierenden Hochdruckgebiet, welches die Kälte aus Nordosteuropa zu uns führt.
Der Dezember war dreigeteilt in ein normales erstes Drittel, ein winterliches zweites und ein sehr warmes drittes Drittel. Der erste Schneefall im Oberthal blieb gleich bis ins tiefste Flachland für ca. eine Woche liegen und sorgte mit den paar Zentimeter Schnee fast schweizweit für winterliche Gefühle. Ursache dazu war ein ausgeprägtes Hochdruckgebiet über Grönland, auf dessen Südostseite kalte Luft arktischen Ursprungs bis Mitteleuropa strömte. Das ganze wurde überlagert durch eine westliche Höhenströmung, welche etwas Feuchtigkeit beisteuerte. Der Schein trügte jedoch: Nach dem sehr warmen Herbst lag selbst in Höhenlagen bis 2500 m nur unwesentlich mehr Schnee als im Flachland, Ende Dezember waren gar verbreitet wieder Wanderungen bis über 2000 m möglich - ohne Skis oder Schneeschuhe.
Insgesamt war auch der Dezember gegenüber der neuen Norm 1991 - 2020 aus Langnau knapp 1 Grad zu warm. Dank dem vorweihnächtlichen Niederschlag fiel er leicht zu nass und aufgrund des wechselhaften und teilweise hochnebelartigen Wetters mit nur 28 Sonnenstunden deutlich zu sonnenarm aus. Die Sonne war nur an 17 Tagen zu sehen - der bisherige Rekord von 16 Tagen aus dem Jahr 2011 wurde knapp verfehlt.
Insgesamt war das Jahr 2022 im Oberthal 1,5 °C zu warm (Rekord), 60 mm zu trocken und fast 200 h zu sonnig. Zudem gab es 7 Eistage zu wenig, 27 Frosttage zu wenig, einen Sommertag und zwei Hitzetage zu viel.
Speziell im Jahr 2022 waren folgende Witterungen:
-Besonders der März war mit über 220 Sonnenstunden ausserordentlich sonnig. Übers ganze Jahr waren 336 Sonnentage zu verzeichnen, an welchen 1974 Sonnenstunden zusammenkamen. Beides neue Rekorde.
-März, Mai und Juli waren sehr trocken, der September hingegen wurde mit 250 mm zum nassesten Monat des Jahres - eine Seltenheit - und pulverisierte den bisherigen Septemberrekord um über 100 mm. Nur dank des feuchten Junis kamen wir diesen Sommer in Sachen Trockenheit mit meinem blauen Auge davon.
-Im Juli wurden 29 Warme Tage (Maximaltemperatur von mind. 20 °C) verzeichnet - Rekord.
-In ganzen 3 Monaten waren Hitzetage (Maximaltemperatur von mind. 30 °C) zu messen, was erst 2012 der Fall war.
-Der Oktober stellt einen Bruch im Jahresgang dar, war er doch trotz der stark nachlassenden Sonneneinstrahlung wärmer als der vorangehende September. Mit einer Abweichung im Monatsmittel von eindrücklichen 4 °C (!) war er ganze 1,5 °C wärmer als der bisher wärmste Oktober. Erstmals wurde in einem Oktober auch kein einziger "Kalter Tag" (definiert mit Maximaltemperatur unter 10 °C) verzeichnet.
-An 2 Tagen wurden über 50 mm Niederschlag gemessen (17. Aug 65 mm und 28. Sep 63 mm). Dass es dabei an der Kiese nicht zu Überschwemmungen kam, liegt meines Erachtens an der vorangegangenen Trockenheit, womit die Böden viel Wasser zwischenspeichern konnten. Bei nasser Vorgeschichte führten in der Vergangenheit ähnliche, teils sogar deutlich kleinere Mengen zu Überschwemmungen. Tagesniederschläge über 60 mm sind im Oberthal selten und kamen erst 2006, 2007 und 2020 vor.