Das Jahr 2023 zeigte sich anfänglich - wie die zweite Hälfte des Dezembers - von seiner milden Seite: Der erste Frosttag wurde erst am 10. Januar registriert. Was der Monatsbeginn versäumt hatte, holte die zweite Monatshälfte nach: Ab dem 17. Januar blieb die Temperatur bei häufigen Hochnebel konstant unter 0 °C und überschritt den Gefrierpunkt erst am 31. wieder. Die 14 Eistage liegen deutlich über dem Erwartungswert, die nur 19 Frosttage darunter. Dazu fiel anfänglich etwas Schnee, sodass die Stimmung selbst im Flachland winterlich wurde, obschon die Skidestinationen weiterhin auf grössere Neuschneemengen warteten (derzeit liegt auf 2000 m ü. M. nur rund 30 - 60 % der üblichen Schneemenge).
Insgesamt war der Monat trotzdem leicht zu warm (+ 0.5 °C) und normal nass. Bemerkenswert im Januar ist die bescheidene Sonnenscheindauer von mageren 33 Stunden. Wie ein Blick auf den Verlauf der Januar-Sonnenscheindauer zeigt, handelte es sich um den sonnenärmsten Januar seit Messbeginn im Oberthal.
Der Februar startete noch leicht winterlich, ehe er während zehn Tagen mit Höchstwerten zwischen 10 und 14 °C bei April-üblichen Temperaturen Frühlingsgefühle aufkommen liess. Erst zum Monatsende gab es wieder Frost. Insgesamt resultierte ein Temperaturüberschuss von 2,1 °C.
Rekordmässig bescheiden blieben im Februar 2023 sowohl die Schnee- als auch Niederschlagsmenge: Es fielen nur gerad 5 cm Neuschnee und - Regen eingerechnet - 13 mm Niederschlag. Eindrücklich illustriert dies die beigelegte Grafik des Neuschneesummenverlaufs.
Mit 27 Sonnentagen und insgesamt 140 Sonnenstunden war der Februar einer der sonnigsten seit Messbeginn im Oberthal.
Was der Februar versäumt hatte, holte der März nach:
Über den ganzen Monat hinweg stiess die Westwindzirkulation nach Mitteleuropa vor und sorgte mit ihren Höhentrögen und Rücken zu abwechslungsreichem und windigem Wetter: Westwind gefolgt von kurzer Nordanströmung mit einem Hauch Kälte und gleich wieder südwestlicher Wärme. Zum gestrigen Monatsende spitzten sich die Windböen auf der Südseite eines über Benelux stationär werdenden Tiefdruckgebietes zu: Am späteren Nachmittag überzog eine von Thun bis an den Jurasüdfuss reichende organisierte Gewitterlinie (Squallline) von West nach Ost grosse Teile des Kantons Bern. Die Gewitterlinie (Squallline) war (gemäss automatischer Warnung der Meteocentrale) mit einer Zuggeschwindigkeit von 96 km/h unterwegs und damit ausserordentlich schnell. Normalerweise liegen die Zuggeschwindigkeiten bei maximal 50 km/h und selbst dann sind Windböen von lokal über 100 km/h möglich.
Mit dieser Gewitterlinie wurde im Oberthal um 17:00 Uhr mit 108 km/h die seit Messbeginn 2005 mit Abstand höchste Windböe registriert. An dem nicht gerade windexponierten Standort ist dies doch bemerkenswert viel und übertrifft den bisherigen Höchstwert der letzten 18 Jahre um ganze 10 km/h. Im Zuge derselben Gewitterlinie wurden im Kanton Bern zwei Schmalspurtriebzüge in Fahrt umgeweht.
Im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit hatte ich einmal für eine (nun zum Glück nicht betroffene) Schmalspurbahn ein Windwarnkonzept inkl. Warnanlagen erarbeitet. Die Windanfälligkeit hängt dabei im Wesentlichen vom Gewicht und Geometrie des Wagens sowie den drei Faktoren Kurvenradius, Überhöhung und Fahrtgeschwindigkeit ab. Bei Schmalspurbahnen ist die Anfälligkeit naturgemäss grösser. Dass nun bei einer einzigen Gewitterlinie gleich zwei Züge umgeweht wurden, zeigt, dass die Thematik bislang noch unterschätzt wird und andererseits von den Wetterdiensten zu wenig oder zu spät gewarnt wurde (die im Berner Mittelland verbreitet gemessenen Böen von 110 - 130 km/h würden Stufe 4 von MeteoSchweiz rechtfertigen).
Insgesamt war de März leicht zu warm, normal sonnig und deutlich zu nass (115 statt 75 mm).
In beiden Monaten wurden weder Temperatur- noch Luftdruckextreme verzeichnet. Nach einem kühlen Aprilstart mit wiederholt wenig Schneefall stiegen die Temperaturen bis Anfang Mai fortlaufend an. Einzig das zweite Maidrittel, in welchem die Höchsttemperatur teils unter 10 °C blieb, tanzte etwas aus der Reihe. Hingegen wurde dieses Jahr kein Spätfrost mehr verzeichnet. Mitverantwortlich dafür dürfte die oft reichlich vorhandene Bewölkung gewesen sein, welche das nächtliche Ausstrahlen hemmte. Im Mai dominierte zudem die Bise. Im letzten Maidrittel trat im zweiten Anlauf das ersehnte trockene Heuwetter mit Tageshöchstwerten von über 20 °C ein - wobei die Bise als Gewitterhemmer und Heubelüftung willkommen war.
Insgesamt resultierte im April ein Temperaturdefizit von 1,9 °C, im Mai von 0,4 °C gegenüber der Norm 1991 - 2020 aus Langnau. Im April fielen 20 mm zu viel Niederschlag, im Mai 13 mm zu wenig, dies da die Tagesmengen stets bescheiden blieben. Vielleicht schwer zu glauben, doch im Vergleich zur langjährigen Witterung war der April 31 und der Mai 43 Stunden zu sonnig.
Schweizweit betrachtet entsprach der Frühling ziemlich genau einem durchschnittlichen Frühling der vergangenen 30 Jahre. Ein normaler Frühling eine Generation zurück (Norm 1961 - 1990) war jedoch ganze 2 °C kälter. Für weitere Details sei hier auf den Rückblick von MeteoSchweiz verwiesen.
Der Juni zeigte sich ausgesprochen konstant (siehe Grafik): Die Höchsttemperatur erreichte zwar "nur" 26,7 °C, im Durchschnitt aller Tmax aber bemerkenswerte 22,6 °C. An 29 Tagen stieg die Temperatur auf über 20 °C (bisheriger Rekord: 24). Da es keinen einzigen Kälteeinbruch gab, sank die Minimaltemperatur nie unter 10 °C, womit die bisher höchste Juni-Tiefsttemperatur von 8,3 °C (2021) pulverisiert wurde. Zur Einordnung: Die durchschnittlich zu erwartende tägliche Tiefsttemperatur im Juni beträgt genau 10,0 °C. In den Jahren 2005 und 2006 wurden absolute Minima um 2 °C gemessen. Mit diesen lauen Nächten erstaunt nicht, dass der Juni 2023 bezüglich der Monatsmitteltemperatur den erst letztes Jahr aufgestellten Temperaturrekord erneut überbot.
Weil Fronten gänzlich ausblieben und auch die üblichen Gewitter nur spärlich auftraten, fielen im Juni nur knapp 50 mm Niederschlag (bisheriger Tiefstwert: 74 mm im Juni 2019). In einem normalen Juni wären 150 mm zu erwarten.
Dafür war der Juni mit rund 300 Sonnenstunden ausgesprochen sonnenreich.
Im Juli lag die Durchschnittstemperatur mit 17,9 °C in einem ähnlichen Bereich wie bereits im Juni. Gegenüber der Norm entspricht dies im wärmsten Monat des Jahres einem Überschuss von 0,8 °C.
Glücklicherweise zeigte sich der Juli immer wieder von seiner wechselhaften Seite, an 2/3 aller Tage fiel messbarer Niederschlag, die zuvor dürren Wiesen begannen sich zu erholen, das Gras wieder zu wachsen. Je länger je mehr gelangte die Schweiz in eine Westströmung, womit wiederholt Gewitterlinien über die Schweiz zogen. Die Niederschläge blieben im Bernbiet dank starker Höhenwinde stets im Rahmen, beliefen sich bis zum Ende aber trotzdem auf normale 166 mm.
Ganz heftig erwischt hat es die Stadt La Chaux-De-Fonds: Eine sich auflösende Superzelle (=eher seltenes, langlebiges Gewitter mit klar getrennten Auf- und Abwinden, fähig sehr grossen Hagel von 2 bis 10 cm und Tornados zu produzieren) verursachte am 24. Juli einen Downburst, welcher unglücklicherweise genau über Le Locle und La Chaux-De-Fonds niederging. Bei einem Downburst handelt es sich um massenhaft herunterstürzende Kaltluft durch den Zusammenbruch des Aufwindes des Gewitters. Solche Phänomene sind zwar bekannt und treten immer wieder einmal auf, einzigartig dürfte jedoch sein, dass dieser Downburst nebst den beiden Ortschaften auch mit voller Kraft über die Wetterstation der MeteoSchweiz zog und dort eine Windböe von 207 km/h verursachte. Die Bilanz: Ganze Dachstühle wurden abgedeckt, ein Baukran stürzte um, 1'000e Dächer und zahlreiche Fassaden wurden beschädigt. Mehrere dutzend Verletzte und ein Todesopfer waren zu beklagen.
Die kommenden Tage bleiben wettertechnisch interessant: Die Schweiz bleibt in einer dynamischen, kräftigen Westströmung, wie wir sie in den letzten Jahren in den Sommermonaten kaum mehr gewohnt waren. Damit sind immer wieder kräftige Gewitterlinien und auch Landregen (bzw. oberhalb 2000 m kurzzeitig Schneefall) im schnellen Wechsel mit sonnigen schwülwarmen Phasen zu erwarten.
Der August startete wechselhaft, wechselte dann aber in eine zweieinhalb-wöchige Hitzeperiode. An 16 Tagen am Stück erreichte die Höchsttemperatur im Oberthal rund 25 oder mehr Grad, an ganzen vier Tagen wurde die 30 °C - Marke überschritten. Während zweier Wochen sank die Tiefsttemperatur nie unter 15 °C. Die/der ersehnte Abkühlung/Niederschlag erfolgten zum Monatsende jäh: Wurde am 24. August mit 31,3 °C der Höhepunkt der Hitzewelle registriert, erreichte diese am regnerischen 28. August noch bescheidene 10,8 °C bei einer Schneefallgrenze um 2000 m. Insgesamt resultierten ein Temperaturüberschuss von 1,1 °C, 4 statt 1 Hitzetage, 15 statt 11 Sommertage und ein leichtes Niederschlagsdefizit.
Deutlich ausgewogener als der August präsentierte sich der September: Der Sommer kehrte - mit erhöhter Luftfeuchtigkeit - im ersten Monatsdrittel düppig zurück. Statt des üblichen einen Sommertages in einem normalen September in Bern wurden selbst im Oberthal ganze 6 Sommertage verzeichnet. Der September war mehr als ein Grad wärmer als der bisher wärmste September. Niederschlag fiel nur um die Monatsmitte, die Sonne strahlte täglich. Insgesamt war der September ganze 3,7 °C zu warm und 37 mm zu trocken.
Extrem aussergewöhnlich war im September die grosse Wärme in der Höhe: Am 4. September lag die Nullgradgrenze beim Mitternachts-Wetterballonaufstieg auf 5253 m, was der zweithöchsten in der Schweiz je gemessenen Nullgradgrenze entspricht. Der Allzeitrekord liegt nur 42 m höher und wurde kurz zuvor am 21. August 2023 gemessen. Solche Wetterballonaufstiege finden seit immerhin 1954 jeweils zweimal täglich statt.
Das grosse Hickhack der Augusttemperatur und die Septemberwärme werden durch nachfolgende Abbildung eindrücklich illustriert:
Auch wenn mittlerweile der Herbst mit zahlreichen Niederschlägen und ordentlichen Stürmen Einzug gehalten hat, zeigt der Rückblick auf den vergangenen Monat ein anderes Bild:
Die erste Oktoberhälfte lässt sich einfach beschreiben: Sommerwetter. An eindrücklichen 10 Tagen stieg die Temperatur auf über 20 °C (bisheriger Oktoberrekord: Gerade einmal 5 Tage!), selbst die nächtlichen Minimas blieben meist über 10 °C. Zur Monatsmitte folgte ein abrupter Temperaturrückgang um knapp 15 °C innert zweier Tage auf ein jahreszeitübliches Niveau mit Höchstwerten um 13 °C und Tiefstwerten um 5 °C, welche bis zum Monatsende erhalten blieben.
Auch die Maximaltemperatur erreichte mit 23,9 ° im Oktober noch nie gemessene Höhen. So erstaunt nicht, dass der Oktober insgesamt über 3 °C zu warm ausfiel.
Bis zur Monatshälfte blieb es trocken (knapp 1 Monat Trockenheit). Beendet wurde die Trockenheit mit einigen Waldbränden besonders im Berner und Solothurner Jura unmittelbar vor dem Wetterwechsel zur Monatsmitte. Insgesamt war der Oktober leicht zu nass und leicht zu sonnig.
Der Oktober 2023 vermag noch mit einem weiteren Rekord zu trumpfen: 975,7 hPa betrug am 20. Oktober der Luftdruck, so tief wie noch nie seit Messbeginn im Oberthal im 2005.
Ein kleiner Blick auf die ganze Schweiz zeigt: Es war der zweitwärmste Oktober seit 1864 (der wärmste wurde letztes Jahr gemessen). Sehr aussergewöhnlich war auch die warme erste Monatshälfte im Tessin sowie in höheren Lagen.
Feucht und warm bedeutet auch viel Energie in der Luft. Daher erstaunt nicht, dass wir derzeit eine windige, an den Küsten stürmische Phase erleben. Besonders bemerkenswert ist der Orkan Ciaran um den Monatswechsel. Dieser hat im Westen Frankreichs die Rekordwerte vom Orkan Lothar 1999 pulverisiert - an der Küste wurden Böen gegen 200 km/h gemessen, selbst im Landesinnern Böen über 150 km/h. Dies blieb nicht ohne Konsequenzen: Es galt ein flächiges Fahrverbot auf den Strassen, Wellen erreichten über 10 m Höhe, rund 1 Million Haushalte waren in der Folge ohne Strom, zahlreiche Dächer wurden abgedeckt, Scheiben eingedrückt, Bäume entwurzelt etc.
Ein wettermässig spannender Monat liegt hinter uns! Der November 2023 hatte viel zu bieten: Sturm, Regen, an ganzen drei ;-) Tagen nahezu die maximal mögliche Sonnenscheindauer und zum Monatsende hin den ersten nennenswerten Schneefall bis in tiefere Lagen.
Insgesamt war er normal warm, dafür viel zu nass. Mit eindrücklichen 222 mm wurde der bisherige Novemberrekord um satte 90 mm überboten. Nur an sechs Tagen fiel kein messbarer Niederschlag, dafür an 21 Tagen mindestens 1 mm, an drei Tagen mehr als 20 mm und am Di, 14. November gar über 50 mm, was selbst übers ganze Jahr gesehen nicht jedes Jahr auftritt. Damit wurde das seit Mai bestehende Niederschlagsdefizit auf eindrückliche Weise aufgeholt und das Jahressoll bereits beinahe erreicht. Wie gross diese Novembermenge im langjährigen Vergleich ist, zeigt beiliegender
Klimaverlauf November:
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Dass es sich dabei nicht um einen "Zufallswert" handelt, geht aus der ergänzenden Grafik 30-Tages Niederschlag hervor, welche für jeden Tag des Jahres den fortlaufenden Niederschlag der jeweils vorangegangenen 30 Tage aufsummiert.
Verantwortlich für die oft trübe und nasse, jedoch selten kalte Witterung zeichnete sich eine stramme Westströmung, welche mehrmals genau auf Mitteleuropa zu liegen kam und als Art "atmosphärischer Fluss" viel feuchte Luft zu den Alpen brachte (gut zu wissen: Wärmere Luft kann sehr viel mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kalte Luft - ist die Luft 10 °C wärmer, kann sie bereits doppelt so viel Feuchtigkeit enthalten!). Bereits am 14. November war diese Lage während rund 24 h stabil und vom 29. November bis 2. Dezember erneut, wobei in der zweiten Phase die Luftmassen etwas kühler und damit etwas weniger feucht waren. Nichtsdestotrotz kam über diese knapp drei Tage erneut eine ansehnliche Niederschlagsmenge von rund 70 mm zustande. Eindrücklich war der Freitag, an dessen Nachmittag nach stundenlangem leichtem Regen der Regen wieder in Schneefall überging und der nasse Schnee überall kleben blieb, sodass sich im Verlaufe des Samstags beim Blick aus dem Fenster eine gratis-Reise nach Lappland bot.
Eine ähnliche Lage wie am 14. November steht uns für Montag bis Donnerstag, 11.-14.11.2023 erneut bevor. Da wir wieder auf der milden Seite zu liegen kommen, sind auch die Niederschlagsmengen grösser. Zusammen mit der Schneeschmelze und den bereits feuchten Böden sind in tief und mittelhoch gelegenen Einzugsgebieten doch grossflächigere Überschwemmungen möglich. Dafür mehren sich die Zeichen für ein hochdruckbestimmtes kommendes Wochenende.
Der Dezember folgte treu dem November: Auch er wurde mit Abstand zum nassesten seit Messbeginn im Oberthal: Mit 196 mm war er über 100 mm zu nass, wobei sich 160 mm bereits in der ersten Monatshälfte akkumulierten. Der bisherige Dezemberrekord stammte mit 152 mm aus dem Jahre 2012. Auch wurde an ganzen 4 Tagen mehr als 20 mm Niederschlag gemessen (bisheriger Dezemberrekord: 1 Tag). Immerhin wurden zum Monatsbeginn drei Eistage verzeichnet, womit bis weit ins Mittelland auf den ersten Adventssonntag ein Winterwunderland zu bestaunen war (vgl. Foto). Da es richtig nass zu schneien begann, blieb der Schnee kleben und führte nebst dem besonderen optischen Reiz zu zahlreichem Schneebruch an Bäumen.
Nach diesem anfänglichen Winterintermezzo war der Dezember von milden Temperaturen und je länger je mehr Sonnenschein geprägt. Insgesamt war er damit satte 2 °C zu warm und normal sonnig. Zudem wurden statt der üblichen 24 nur magere 15 Frosttage verzeichnet.
Das Jahr 2023 war mit einer Mitteltemperatur von 9,3 °C rund 1,2 °C wärmer als im Durchschnitt 1991 - 2020 in Langnau. Rund 2 °C zu warm waren die Monate Februar, Juni und November, eindrücklich 3 - 4 °C zu warm die Herbstmonate September und Oktober. Als einziger Monat war der April mehr als 0,5 °C untertemperiert, dafür gleich knapp 2 °C zu kalt. Der Blick auf die "Temperaturtage" gibt einige weitere interessante Details preis:
Übers ganze Jahr waren 113 Warme Tage zu verzeichnen (bisheriger Rekord: 107 im Hitzejahr 2018), davon 29 im Juni (bisheriger Junirekord: 24) und noch bemerkenswerte 10 im Oktober (bisheriger Rekord: 5)! Bei folgenden weiteren Temperaturtagen egalisierte das Jahr 2023 den bisherigen Rekord: Nur 19 Kalte Tage im Februar, 4 Hitzetage und 15 Sommertage im August sowie 6 Sommertage noch im September. Nur ein einziger Rekord wurde durch kühle Temperaturen egalisiert: Im April waren noch 16 Kalte Tage zu verzeichnen.
Februar und Juni waren die trockensten jeweiligen Monate seit Messbeginn im Oberthal, wobei sich die Waldbrandgefahr stets in den entscheidenden Momenten wieder etwas entspannte. Ausserordentlich nass war das Monatsende mit neuen Rekorden im November und Dezember. Zur Illustration sei beiliegende Grafik des fortlaufenden 30-tages-Niederschlages empfohlen:
Gut zu erkennen sind die Trockenphasen im Februar und Juni mit neuen Minimas, aber auch die seit Mitte November ungebrochene Periode mit täglich neuen Maxima des 30-tages-Niederschlages. Teils belief sich dieser auf nahezu 300 mm!! Zur Einordnung so hoher Niederschlagsmengen beachte man die weiteren Winterhalbjahresmonate Januar bis März, in welchen die nassesten Perioden meist unter 150 mm blieben. Eine mögliche Erklärung mag nebst der passenden Wetterlage darin liegen, dass 2023 global gesehen mit einer Abweichung von (provisorisch) 1,46 °C das wärmste bisher gemessene Jahr war. Warme Luft kann bekanntlich viel mehr Feuchtigkeit aufnehmen (exponentiell): Pro Grad Celsius ganze 7 % mehr, bei 5 Grad also bereits 40 % mehr Feuchtigkeit. Gemäss Klimaforschern ist anzunehmen, dass ein extremes Jahr wie 2023 bereits in zehn Jahren den Normalfall darstellen wird.
Das Wetterjahr 2023 hatte im Oberthal noch mindestens zwei weitere Rekorde zu bieten:
Am 31. März wurde mit Sturm Mathis mit 108 km/h erstmals die 100 km/h - Grenze geknackt. Dass es sich dabei durchaus um eine korrekte Messung handelt, zeigt die Tatsache, dass am selben Nachmittag im Berner Mittelland in Lüscherz und in Büren zum Hof zwei Schmalspurzüge aus den Schienen gehoben wurden. Es bestätigte sich einmal mehr, dass eine Warnung Stufe 3 (orange) von MeteoSchweiz durchaus ernst zu nehmen ist.
Etwas unspektakulärer war der 20. Oktober, an welchem mit einem auf Meereshöhe reduzierten Luftdruck von 975,7 hPa ein neuer Tiefstwert zu verzeichnen war.